- Walden
- Wạlden,1) Herwarth, eigentlich Georg Levin ['leːviːn, le'viːn], Schriftsteller und Kritiker, * Berlin 16. 9. 1878, ✝ Saratow 31. 10. 1941; Sohn eines Arztes, floh als Jugendlicher nach Florenz, studierte Musikwissenschaft; 1901-11 Ȋ mit Else Lasker-Schüler, 1912-24 Ȋ mit der schwedischen Malerin Nell Roslund (* 1887, ✝ 1975); gründete 1904 den Berliner »Verein für Kunst« und begann mit der Förderung junger Künstler. Nach einiger Zeit als Redakteur gründete Walden 1910 den Verlag und die Zeitschrift »Der Sturm« (1910-32). In dieser »Kampfzeitschrift für moderne Kunst«, um die sich der »Sturm-Kreis« als Künstlerzirkel formierte, setzte sich Walden für avantgardistische Richtungen wie Dadaismus, Futurismus, Expressionismus und Kubismus ein (Der Sturm). Seine belletristischen Werke - Dramen, Romane, Lyrik - stehen hinter der Bedeutung der kunsttheoretischen Schriften zurück. Von 1912 an veranstaltete Walden dann »Sturm-Kunstausstellungen« von europäischem Rang, 1917 gründete er mit L. Schreyer die »Sturm-Bühne«. 1932 ging Walden, der sich seit 1919 zunehmend in den Dienst der Propagierung eines sowjetischen Kultur- und Kunstideals gestellt hatte, als Lehrer an das Moskauer Fremdspracheninstitut. 1941 wurde er im Zusammenhang mit den Säuberungsaktionen Stalins verhaftet und in das Straflager Saratow deportiert.Werke: Romane: Das Buch der Menschenliebe (1916); Die Härte der Weltenliebe (1918).Dramen: Erste Liebe (1918); Letzte Liebe (1918); Sünde (1918).Lyrik: Im Geschweig der Liebe (1925).Essays: Kunstkritiker und Kunstmaler (1916); Einblick in die Kunst. Expressionismus, Futurismus, Kubismus (1917).Herausgeber: Expressionismus. Die Kunstwende (1918).2) Matthias, eigentlich Eugen Wilhelm Otto Freiherr von Sạss, Publizist, * Dresden 16. 5. 1927, ✝ Berlin 17. 11. 1984; 1950-56 Redakteur und Kommentator beim RIAS Berlin, 1956-79 Chefredakteur und Chefkommentator beim Sender Freies Berlin. 1979 wechselte Walden zum Axel Springer Verlag, seit 1981 gab er »Die Welt« mit heraus und war ab 1982 stellvertretender Vorsitzender der Springer-Holding.3) Paul, Chemiker, * Schloss Rosenbeck (bei Riga) 26. 7. 1863, ✝ Gammertingen 22. 1. 1957; ab 1900 Professor am Polytechnikum in Riga, 1919-34 an der Universität Rostock. Walden arbeitete besonders über Stereochemie, ferner u. a. über elektrische Leitfähigkeit, Osmose und Oberflächenspannung; verfasste mehrere Werke zur Geschichte der Chemie. - Walden entdeckte, dass sich bei Substitutionsreaktionen optisch aktiver Verbindungen häufig die Konfiguration am asymmetrischen (Kohlenstoff-)Atom ändert, wobei das Vorzeichen der optischen Drehung umgekehrt wird (Walden-Umkehrung).
Universal-Lexikon. 2012.